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Brandish

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Autor Horst_Sergio
Genre Rollenspiel
Größe 12 MBit
Publisher Koei
Entwickler Falcom
Spieler 1
Level 42
Schwierigkeitsgrad 1 - mittel bis schwer
Features Batteriespeicher
Einst ließ der tyrannische König von Berimya den Drachen töten, der das Reich schützte, um dessen Macht allein für sich zu haben. Dies blieb jedoch nicht ohne Folgen. Der König zerbrach daran. Das gesamte Reich versank mit Maus und Mann in den Untiefen der Erde und hinterließ einen riesigen Krater. Der Zufall will es, dass tausende Jahre später der gestandene Krieger Varik und seine Verfolgerin Alexis an genau diesen Ort gelangen. Die aufreizende Zauberin beschuldigt Varik, ihren Lehrmeister getötet zu haben und sinnt nun auf Rache. Es kommt zu einem Kampf und die Duellanten stürzen in die Tiefe.

Die einleitende Geschichte hat für das folgende Spiel allerdings kaum Bedeutung. Es gilt: Der Krieger Varik muss sich den Weg durch zig Dungeons bahnen, um an die Oberfläche der Welt zu gelangen. Das Rollenspiel Brandish wurde von Falcom entwickelt und bereits im Jahr 1991 auf verschiedenen japanischen Systemen wie z.B. FM Towns veröffentlicht. Die SNES Version erschien erst im Jahr 1994 bzw. 1995 in den USA. Schon im Vorfeld lassen sich Unterschiede in den einzelnen Versionen erkennen. Nicht nur, dass die Protagonistin Alexis in der japanischen Urversion deutlich knapper bekleidet ist, auch das Gameplay schlägt augenscheinlich den Weg klassischer Rollenspiele á la "Might And Magic" oder "Wizardry" ein. Die amerikanische Super Nintendo Version geht da eher in Richtung actionlastiger Dungeon Crawler der Marke "Zelda" oder "Gauntlet", behält aber dennoch eine rollenspieltypische Charakterentwicklung inne.

Das von Koei veröffentlichte Spiel ist eines dieser recht obskuren SNES-Dinger, die selbst in den Vereinigten Staaten kaum bekannt sind. Die mangaloide Optik lässt zunächst auf ein J-RPG der Marke Terranigma, Secret Of Mana oder frühere Teile der Final Fantasy Reihe schließen. Das Gameplay im Ganzen richtet sich jedoch eher an die Zocker der westlichen Welt. Das heißt im Klartext, dass hier weniger die Erzählung einer Geschichte im Fokus liegt. Vielmehr ist der Einfluss des Spielers gefragt, inwiefern sich die Hauptfigur im Laufe des Abenteuers entwickelt. Nach dem Vorgeplänkel wird Varik direkt ins Geschehen geschmissen. Auch kurze Intermezzi mit Alexis oder anderen NPCs rütteln nicht daran, dass die einleitende Geschichte lediglich schmückendes Beiwerk ist. Das Spiel selbst ist reines Gameplay. "Hack & Slay" nannte man dies zu Zeiten des ersten Diablo. Heutzutage sagt man "Grinding" dazu. Die Mechanik ist durchaus interessant und auf dem SNES eine recht einsame Seltenheit: Man skillt Variks Fertigkeiten auf praktische Art und Weise. Wer emsig die Klinge kreisen lässt, der gewinnt an Kampfstärke; die Nutzung von Kampfzaubern fördert den Geist, womit Variks magische Energie dauerhaft schneller regeniert. Desweiteren darf Varik auch seine Magieresistenz aufwerten. Zwar bleibt es bei den drei erwähnten, aktiv skillbaren Fähigkeiten, aber dennoch wird einige Zeit vergehen, bis die Werte auf ein brauchbares Level gebracht sind. Von einem Wust an Talenten wie etwa bei den Elder Scrolls wird man hier nicht erschlagen. Der Einstieg ins Spiel ist entsprechend heftig. Varik kann im Kampf zunächst fast gar nichts. Er hat noch nicht mal ne vernünftige Ausrüstung am Start. Wie er als Krieger bisher überleben konnte bleibt ein Geheimnis. Stetiges Aufleveln gehört also zur Tagesordnung, wenn man in Brandish wortwörtlich Licht sehen will. Jedoch gibt es einige - von den Entwicklern sicherlich unbeabsichtigte - Gelegenheiten, die Fähigkeiten gezielt zu trainieren. Manche Gegner wie Skelette respawnen nach kurzer Zeit. Drängt man eines oder besser noch mehrere Skelette gleichzeitig in eine Ecke, dann kann man heiter mit dem Schwert draufkloppen oder Feuerbälle tanzen lassen und so relativ zügig aufleveln - es benötigt dafür lediglich Zeit und Sitzfleisch oder einen Controller mit Auto-Fire-Funktion.

Einige Kleinigkeiten erheben Brandish im positiven Sinne zu einem Unikat auf dem SNES. Zum einen das Item-Management. Es gibt nicht allzu viele verschiedene Dinge, die man mit sich rumschleppen muss. Mikromanagement und Crafting sind nicht gefragt. Dennoch häuft sich im Laufe der Zeit ganz schön was an. Schwerter und Rüstungen, Heil- und Magietränke, Zauberformeln sowie hilfreiche Werkzeuge wie Spitzhacken teilen sich die wenigen Slots im Inventar. Von Zeit zu Zeit ist es also ratsam, Shops aufzusuchen und überschüssigen Kram abzutreten. Im Laufe des Spiels findet Varik jedoch mehrere multidimensionale Schatzkisten, die das Inventar deutlich vergrößern. Manche Items wie Tränke lassen sich auch zusammenfügen, so dass belegte Slots wieder frei werden. Die Menüführung und die Benutzung der Items geht dabei kinderleicht von der Hand. Ein ausgewähltes Item steht Varik im Spiel zur Verfügung. So hat man während der Gefechte beispielsweise unterstützend einen Schutz- oder Kampfzauber oder einen Heiltrank parat. Um Türen zu öffnen oder blockierte Wege freizulegen, wählt man Schlüssel oder eine Spitzhacke aus. Absoluter Komfort wird durch das freie Speichersystem geboten. Selbst Mitten im Kampfgetümmel darf man den Spielstand festhalten. Passenderweise wird nicht nur der Charakter und der Spielfortschritt gespeichert. Auch in vorigen Dungeons zurückgelassene Items darf man Stunden später noch aufsammeln. Falls man mal den Fehler gemacht hat, das Spiel kurz vorm Abnippeln zu speichern, so haben die Macher einen Trick eingebaut, der einen aus der Gefahrenzone heraus teleportiert. Dies wird allerdings mit dem Abzug eines Levels bestraft. Interessant ist auch, dass man jederzeit das allgemeine Spieltempo verändern darf. Wer rasantes Gehacke haben will, der legt im Menü den Turbo Gang ein. In langsamen Tempi fühlen sich die Kämpfe hingegen eher taktisch an. Auch wenn es nicht unbedingt nötig ist, so neigt man auf langsamer Spielstufe dazu, gegnerische Angriffe häufiger mit dem Schild abzublocken.

Die wohl auffälligste Eigenart des Spiels ist die Perspektive. Die Macher haben sich für eine Art Verfolgerperspektive entschieden, die mit klassischer Draufsicht kombiniert wurde. Die Ansicht eines "Zelda" wird gepaart mit den Grundsätzen von 3D-Rollenspielen á la "Might & Magic". Im Klartext heißt das, dass die Kamera stets in Variks Rücken bleibt. Es dreht sich nicht etwa der Held nach rechts oder links. Die Dungeons rotieren um die Kamera herum! In Bewegung sieht das Ganze für den Zuschauer erstmal völlig kryptisch, ultrakompliziert und total unübersichtlich aus. Jedoch geht auch dieses Element nach kurzer Eingewöhnung recht locker von der Hand. Die Grafik ist in etwa auf Augenhöhe mit "Final Fantasy 2" oder vergleichbar mit hauseigenen Games wie zum Beispiel "Inindo" oder "Uncharted Waters". Es sieht nicht allzu schlecht aus, es ginge prinzipiell aber besser. Die Sprites sind recht klein; die Animationen ausreichend. Selbst die Minibosse geben optisch nicht allzu viel her. Nun gibt es insgesamt fünf verschiedene Ortschaften mit teilweise bis zu zehn Ebenen. Viel Abwechslung wird dauerhaft nicht geboten. Dafür wissen die Gespräche mit Shopinhabern oder NPCs als hübsch gezeichnete Mangabilder zu gefallen. Der Sound ist im Ganzen OK. Die Themes plätschern weitgehend vor sich hin. Aus der Masse stechen letzten Endes nur eins, zwei Stücke heraus. Sonst sind keine großen Highlights dabei, andererseits geht einem die Musik auch nicht zu sehr auf die Nerven.

Hat man sich in die Mechanik reingefuchst, dann macht Brandish durchaus Laune, auch wenn manche Stellen regelrecht unfair erscheinen. Etwas schwierig dürfte es sein, das Spiel überhaupt erst zu ergattern. Es wurde halt nur in Japan oder in den Staaten veröffentlicht. Ein gemoddetes SNES oder ein Import Adapter sind also Pflicht. Zudem ist die US Version relativ rar und somit auch nicht ganz billig. Wenn man ein Faible für Rollenspiele hat, in denen die Geschichte so völlig beliebig ist, dann lohnt sich die Anschaffung durchaus. Wenn man zudem genug Frustresistetenz mitbringt, dann macht Brandish sogar richtig Laune. Schade ist letzten Endes nur, dass der zweite Teil nicht auch in den Staaten veröffentlicht wurde.


Bewertung

Grafik:
Das Original wirkt etwas detaillierter und in den Cutscenes durchaus freizügiger. Das Design ist fürs SNES aber dennoch OK, wenn auch nicht sonderlich hübsch. Für das Jahr 1994 wirken die Dungeons und die recht kleinen Sprites vielleicht etwas altbacken, Konkurrenzspiele wie Final Fantasy III haben da deutlich die Nase vorn.

Sound:
Es gibt nicht viele Soundeffekte. Zudem wirkt das überaus laute Poltern und Grollen als Beschallung der Kämpfe teilweise unpassend. Nervig wirds, wenn man bewusst skillt und dem Dröhnen langfristig ausgesetzt ist.

Musik:
Die Musik ist im laufenden Spiel in Ordnung, offenbart für sich allein gehört aber keine meisterhaften Themes. Obere RPG-Mittelklasse, die nur selten mitreißen kann.

Gameplay:
Als Action-RPG macht Brandish schon früh Dinge vor, die heute ganz gewöhnlich erscheinen. Das Game bietet komplexe Grundsätze der Charakterentwicklung, die in der Praxis jedoch leicht von der Hand gehen. Bedienung und Nutzung des Inventars ist gut umgesetzt. Das Feeling der Kämpfe variiert in den unterschiedlichen Geschwindigkeitsstufen. Die Steuerung ist simpel, funktioniert aber nicht immer ganz exakt. Die Perspektive ist nur anfangs unübersichtlich. Man gewöhnt sich schnell an die rotierenden Dungeons.

Dauerspaß:
Brandish erlaubt sich hier und da kleinere Mängel. Die Balance schwankt desöfteren. Man muss emsig aufleveln, um jederzeit Herr der Lage zu sein. Das kostet Zeit und Geduld. Wer in bester Zelda-Manier einfach nur durchrennen will, der stößt schnell an seine Grenzen. Zudem sind die Dungeons bei stets gleichbleibender Grundfläche zunehmend komplex und verschnörkelt angelegt. Ein glatter Durchmarsch mit hohem Level und vielen gefundenen Schätzen dauert mindestens 25 Stunden. Da ist es durchaus löblich, dass man jederzeit frei Speichern darf.

Fazit:
Technisch betrachtet ist die US-Version kein Highlight. Grafik und Sound sind eher so mittel. Eine Rahmengeschichte ist zwar da, jedoch interessiert diese während des Spielverlaufs mal so gar nicht. Spielerisch ist Brandish aber nicht verkehrt. Das Learning-by-doing-Prinzip der Charakterentwicklung gefällt überaus und lädt zu eifrigem Grinding ein. Es ist frei wählbar, ob die Kämpfe hektisch oder eher taktisch ausfallen. Die Perspektive erscheint nur anfangs unübersichtlich. Alles in allem OK. Die Mischung aus komplexer Mechanik und stumpfem Hack & Slay kann gefallen. Allerdings muss man einen Import und einen mittlerweile recht herben Preis für das Spiel in Kauf nehmen.

Wertung

Grafik 6
Sound 4
Musik 7
Gameplay 7.5
Dauerspaß 7
Gesamtwertung 7