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New Horizons

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Autor Horst_Sergio
Genre Rollenspiel, Adventure, Strategie
Größe 16 Mbit
Publisher Koei
Entwickler Koei
Spieler 1
Level 6 Kampagnen
Schwierigkeitsgrad 1 - schwer
Features Batteriespeicher
In meiner Badewanne bin ich Kapitän!

In den Sechzigern und Siebzigern boomten die Filme und Geschichten um säbelrasselnde Kapitäne mit Holzbeinen, Enterhaken und Augenklappen, deren Seelen so pechschwarz waren wie ihre Zauselbärte. Mitte der Neunziger - lange vor "Fluch der Karibik" - produzierte Renny Harlin mit "Cutthroat Island" (Die Piratenbraut) einen der teuersten Kinoflops aller Zeiten; die Leute wollten lieber gerenderte Dinosaurier, Terminatoren und riesengroße Raumschiffe randvoll mit garstigen Aliens sehen, anstatt ollen Seemannsgarn aus der Kindheit neu aufgewärmt zu bekommen. Entsprechend ernüchternd fiel auch das Spiel zum Film aus. Ansonsten tauchen Piraten auf Nintendos 16-Bitter bestenfalls als Futter zum Verprügeln, Abschießen oder Draufspringen auf, siehe Goof Troop, Ghoul Patrol oder natürlich Hook. So richtige Seefahrerabenteuer sind auf dem SNES hingegen rar. Was bleibt also, um den Status einer Landratte auf spielerische Art und Weise loszuwerden? Richtig, der Weg zum Importhändler, welcher einem den Rollenspiel-Strategie-Mischmasch Uncharted Waters übern großen Teich bringt.

Die Ausmaße der Spiele von Koei sind teilweise erstaunlich realistisch, komplex, furztrocken präsentiert und mindestens unzugänglich. Titel wie "PTO" oder die "Romance Of The Three Kingdoms" Reihe nehmen derart abstruse Formen an, dass die Macher nicht einmal im Traum daran dachten, auch nur eines dieser Spiele im komfortverliebten und unkompliziert gestrickten Europa zu veröffentlichen. Staubtrockene Strategie Ungetüme mit altbackener technischer Aufmachung - das sind die Spiele aus dem Hause Koei. Auch bei New Horizons haben die Macher an jedes nur erdenkliche Detail gedacht. Eine gnadenlose Herausforderung selbst für leidgeprüfte Hardcorezocker. Jeder einzelne Schritt ins Ungewisse kann fatale, ja direkt vernichtende Folgen haben. Gerade noch spendierte ich meiner stolzen Segelflotte ihr zehntes Kriegsschiff und schon geraten die Deppen auf hoher See in einen Sturm und saufen komplett ab. Was habe ich denn bitte falsch gemacht? Also schnell neu laden und glücklicherweise keinen Sturm ernten. Doch dafür hüpfen im nächsten Moment meine Bootsmänner wie Lemminge über die Reling; der Gesang von Sirenen zieht sie magisch an... Alter! Echt jetzt? Was denn noch!?

Hrmpf... der Trubel beginnt ja schon viel früher. In einem beliebigen Rollenspiel westlicher Prägung hat man anfangs noch die Qual der Wahl, welcher Klasse ein neuer Charakter angehören soll. In New Horizons beginnt der Spieleinstieg mit der Wahl der Hauptfigur. Es gibt sechs unterschiedliche Protagonisten, die allesamt eine individuelle Geschichte erleben. Heutzutage würde man von sechs verschiedenen Kampagnen sprechen und direkt den erhöhten Wiederspielwert loben. Die sechs Charaktere gehören einer von insgesamt drei Klassen an. Es gibt Piraten, Händler und Abenteurer. Somit führt man bevorzugt entweder Kriegsschiffe ins Gefecht, kommandiert eine Handelsflotte oder entdeckt Weltwunder und neue Zivilisationen. Eines vorweg: Als Schauplatz dient unsere Erde, und die ist, wie man seit Erfindung der Weltkarte weiß, gar nicht mal so klein. Koei lässt den Spieler jedoch nicht mal eben so die sieben Weltmeere erkunden. Die Reisen von Hafen zu Hafen gestalten sich zäh und die Herausforderungen sind teils unerbittlich. Auf hoher See greifen Stürme und Erscheinungen wie die erwähnten Sirenen um sich, Krankheiten wie Skorbut gehen um und raffen die Besatzung dahin, Piraten lauern einem auf und wenn das alles noch nicht hilft, den Spieler klein zu halten, dann gehen eben die Lebensmittelvorräte an Bord zur Neige.

Übrigens, wer bei dem Stichwort Rollenspiel an Zelda oder Secret Of Mana denkt, der kann rücklings wieder von Bord torkeln. Es gibt keine Dungeons, keine Rätsel und schon gar keine Pogopuschel. Das eigentliche Treiben findet entweder auf dem Wasser oder in den jeweiligen Städten statt. New Horizons ist eine ziemlich konsequente Mischung aus Rollenspiel, Strategie und Wirtschaftssimulation, die deutlich an Heroes Of Might And Magic erinnert. Unabhängig der gewählten Hauptfigur bekommt man nach kurzem Vorgeschichte ein Schiff und dann könnte es auch schon losgehen. Wohlgemerkt: Es könnte losgehen, denn natürlich sollte man nicht einfach so in See stechen. Man braucht eine Mannschaft, man braucht Verpflegung, eventuell auch Kanonen und Schießpulver, sowie Holz für mögliche Reparaturen der schaukelnden Badewanne. Für all das braucht man logischerweise nur das Beste: Bares! Das Startkapital ist schneller verbraucht, als man gucken kann. Nachschub kann man sich auf vielfältige, dennoch zumeist harte Art und Weise beschaffen. Entweder raubt man (mittels teuflisch schwerer Rundengefechte) fremde Handelsflotten aus (was wiederum zur Folge hat, dass in den verschiedenen Herrschaftsgebieten Kopfgelder auf einen ausgesetzt werden) oder man geht ehrbaren Berufen nach und holt sich Aufträge von der Handelsgilde.

Einfach sind die Arbeitsaufträge nicht gerade. Die lukrativen Geschäfte bestehen zum Beispiel darin, einem Händler innerhalb eines Monats eine bestimmte Ware zu besorgen. In welcher der etwa 100 Städte diese Ware verkauft wird, das muss man hingegen selbst herausfinden. Hinzu kommt der stetige Zeitdruck: Die Deadline ist knapp gesetzt, die Seewege sind lang und die Vorräte sind knapp wie auch teuer. Der emsige Entdecker schreibt sich am besten alles nebenher auf oder zeichnet direkt eine Karte, auf dem er die Häfen markiert. Weitere Aufgaben bestehen darin, entweder Postschiff, Inkassounternehmen oder Piratenjäger zu spielen. Man kann auch auf eigene Faust Handel betreiben, jedoch gestaltet es sich schwierig, die zig verschiedenen Handelsgüter günstig zu kaufen und teuer zu verkaufen, zumal die Waren je nach Herrscherregion versteuert werden müssen. Eine weitere Methode, um Geld zu verdienen: Black Jack - risikoreich, aber unter Umständen extrem lukrativ.

New Horizons fährt grundlegend ein ungeahnt detailverliebtes Gameplay auf. Dutzende Menüs und Tabellen überfordern einen und wollen emsig studiert werden. Arbeiter wollen eingestellt werden und Aufgaben erteilt bekommen, es müssen stets Gehälter und Nahrungsrationen überdacht und festgelegt werden. Man kann diverse Schiffsmodelle kaufen, beliebig pimpen und Rabatz machen. Die Möglichkeiten sind zahlreich und nahezu unerschöpflich. Dagegen wirkt die audiovisuelle Aufmachung ansonsten eher altbacken und erinnert bestenfalls an Final Fantasy II, was aber nicht untypisch für die Spiele von Koei ist. So verfrickelt und verschachtelt das Gameplay auch ist, so reizvoll ist das Game insgesamt. Die Motivation der einzelnen Hauptdarsteller ist nett vorgetragen, wenn auch nicht immer ersichtlich ist, was man als nächstes zu tun hat. Das Spiel an sich nimmt enorm viel Zeit in Anspruch, da jeder Fortschritt hart erarbeitet werden will. Strategische Planung und wirtschaftliches Denken sind Pflicht. Die Rollenspielelemente und die knackigen Rundengefechte und Duelle geraten da sogar ein wenig zur Nebensache. Das Entdecken der Welt geschieht nur auf Umwegen, aber es macht viel Spaß, wenn man erstmal halbwegs einen Überblick gewonnen hat. Fies sind dennoch diese kleinen Nickligkeiten, mit denen man geärgert wird, wenn einem die Crew auf hoher See aus unerfindlichen Gründen wegverreckt oder wenn man hinterrücks von Piraten aufgemischt wird oder wenn man sich beim Umbauen der Schiffe falsch entscheidet und mehrere tausend Goldstücke in den Sand setzt.

Es ist nicht gerade leicht, überhaupt in das Spiel hinein zu finden, aber wenn man die ersten Hürden gemeistert hat, dann entwickelt New Horizons einen völlig einzigartigen Charme. Das Grundprinzip des ersten Teils wird um sage und schreibe sechs individuelle Charaktere mit ihren eigenen Geschichten ergänzt. Es gibt spielerische Details in Hülle und Fülle. Handeln, rauben, kämpfen - alles ist machbar, nur geht es nicht leicht von der Hand.


BEWERTUNG

Grafik
Ein wenig altbacken geht es schon zu. Die Städte sind nicht sehr detailreich designed und Objekte wie auch Figuren sind recht winzig. Die Menüs sind dafür enorm überladen und überfordern einen regelrecht. Alles in allem oberes Mittelmaß.

Musik
Die Themes plätschern weitgehend dahin. Der verträumte Stil passt ganz gut zum Spiel, aber wirkliche Hits lassen sich kaum ausfindig machen.

Sound
Spärliche Effekte, die sich ganz gut in das Spiel einfügen.

Gameplay
Kompliziert und komplex. Verschachtelte Menüs, unendlich viele, winzige Details, die es zu beachten gilt. Zwar gilt es, die Geschichten der Hauptfiguren zu erleben und eine Welt zu entdecken, aber vor allem gilt es auch, den Fortbestand der eigenen Flotte mittels viel, viel Arbeit zu sichern. Wenn man sowas mag, dann ist New Horizons schlichtweg perfekt.

Spielspaß
Aller Anfang ist schwer! Es dauert ewig und man ist geneigt, das Schiff wieder ins Trockendock zu legen. Doch wenn man erst mal die frühen Stolpersteine hinter sich gebracht hat, dann packt einen das Game umso mehr. Im Laufe der Zeit werden immer neue Feinheiten und Details offengelegt, die das Spiel zu einer hervorragenden Mischung aus Menükoloss und tollem Adventure veredeln. Allerdings richtet sich das Spiel natürlich auch an eine bestimmte und eher überschaubare Zielgruppe.

Fazit
Man kann noch soviel im Spiel erleben und die Feinheiten der Spielmechanik ausloten, doch selbst nach Wochen wird man immer neue Details in den Menüs ausfindig machen, die sich deutlich auf das Spielgeschehen auswirken. Ebenso gerät man in nahezu jeder Session immer wieder in niederschmetternde Situationen, die einen glauben machen, man stünde noch ganz am Anfang des Abenteuers. Selbst die siebzigseitige Anleitung hilft einem mitunter nicht aus der Klemme. Uncharted Waters 2: New Horizons ist Faszination und Frustration in einem. Technisch etwas bieder und spielerisch extrem verschachtelt, aber dank völlig individuellem Setting einfach mitreißend. Also, nichts wie ran an die Runder! Ahoi.

Wertung

Grafik 6
Sound 6
Musik 6
Gameplay 10
Dauerspaß 9
Gesamtwertung 9.0